Klettergruppe: Vom „rumpimmeln“ am Gardasee
Sonntagabend trudeln wir nach und nach im Hotel ein. Die Stimmung ist gut und die Vorfreude auf den nächsten Tag ist bei allen zu spüren. Die große Vereinsausfahrt an den Gardasee zählt 36 Teilnehmer. Wahnsinn! Wir sieben Kletterer machen da nur einen kleinen Teil der Gruppe aus.
Bei einer kulinarisch motivierten Weinverkostung planen wir unseren ersten Klettertag. Der italienische Wein ist gut und die Gruppe sich schnell einig. REGINA DEL LAGO ist das Ziel.
Montagmorgen um 8:45 wollen wir starten. Also zumindest einige von uns. Es werden Stimmen laut, die behaupten wir wären im Urlaub und ausschlafen sollte Bestandteil unserer Tagesplanung sein, aber darauf können echte Kletterer selbstverständlich keine Rücksicht nehmen.
Heute Abend wird auch der Begriff „rumpimmeln“ (das entspannte verrinnen lassen der Zeit ohne ersichtlichen Nutzen) geprägt. Das Gelächter ist groß. Wer kann ahnen, dass es ein geläufiger Begriff werden wird?
Montagmorgen um 9:00 geht es los... die obligatorische Viertelstunde wurde trotzig in Anspruch genommen. Außerdem haben wir Begleitung. Armin und Andrea schließen sich uns an. Zu neunt kommt es uns gerade recht, dass uns großmütig der DAV Bus überlassen wird.
Hoch motiviert kämpfen wir uns einen Trampelpfad entlang und gelangen an einen Fels mit fantastischer Aussicht über den Gardasee. Einseillängen und kurze Mehrseillängen sind heute das Ziel. Drei Seillängen in 6a+ sind das Highlight des Tages. Wer hätte ahnen können, dass das umgerechnet eine 7- ist? Wir fühlen uns gut und gönnen uns erst mal eine ausgedehnte Pause auf einem kleinen Felsvorsprung. Die Seilschaft neben uns lastet uns an „rumzupimmeln“, aber nein! Wir hängen hier nicht nur so rum! Wir baden in unserem Erfolg! Apropos baden. Natürlich sind wir so lange am Fels, dass wir es nicht mal schaffen mit den Füßen in den See zu stehen. Mit Vollgas geht’s zurück zum Hotel. Um sieben gibt es Abendessen und unsere Mägen hängen uns in den Kniekehlen.
Tag zwei führt uns nach BELVEDERE oberhalb von Nago. Um uns langsam an die Bedingungen zu gewöhnen, wollen wir uns noch mal in Einseillängen versuchen. Das Klettergebiet ist direkt an der Straße und gut zugänglich. Toll für Gehfaule aber der abgespeckte Fels macht uns einen Strich durch die Rechnung... Entweder wir erleben jetzt einen schlagartigen Leistungssprung und steigen in 8a+ ein, oder wir wechseln das Gebiet.... Am frühen Nachmittag kommen wir an den CORNO DI BO an. Fasziniert stehen wir vor der langen und steilen Platte, die direkt an den See grenzt. So was hat noch keiner von uns gesehen! Gut, dass wir uns gegen einen schlagartigen Leistungssprung entschieden haben ;)
Fünf Seillängen führen uns zum Top. Wieder können wir nur über die Aussicht staunen! Die Sonnen brennt und Johanna und ich entscheiden uns für ein kurzes Sonnenbad am Top. Nein, wir „pimmeln“ wieder nicht rum. Wir führen Frauengespräche und versuchen braun zu werden...
In der Zwischenzeit seilen die anderen Seilschaften ab und genießen den See. Schön den warmen Wind auf der nassen Haut zu spüren. Zumindest eine Zeit lang. Oh, scheinbar haben wir an unserem Top die Zeit vergessen. Schnell abseilen und zurück zum Hotel. Wieder kommen wir erst kurz vor knapp zum Abendessen.
Der Mittwoch führt uns nach NAGO. Jeden Tag ein neues Gebiet ist die Devise. Der Fels ist wieder abgespeckt, aber besser als in Belvedere. Wir gewöhnen uns langsam an, bereits die Hängematte aufzuhängen, bevor wir den Fels auch nur das erste Mal berührt haben. Ist das schon „rumpimmeln“? Wir klettern einige Routen und wechseln gegen Nachmittag wieder an die corno di bo. Plattenklettern begeistert! Beim Abendessen beschließen wir, dass es endlich Zeit wird in die vollen zu gehen. Donnerstag wollen wir an die Sonnenplatten. Plan-Abfahrt um 6:00. Das Gejammer ist groß. Dennoch schließen sich Armin und Andrea wieder an.
Donnerstagmorgen... Puhhhhhhh, ist das früh! Dennoch schaffen es alle pünktlich. Hardy Spürnäschen führt uns zielsicher zum nächsten offenen Cafe. Denn selbst das Hotelpersonal ist um diese Uhrzeit noch nicht da. Zwei Kaffee später sind wir einsatzbereit und stehen voll motiviert vor dem Felsfuß. Vier Seilschaften machen sich bereit und ab geht’s an den Fels. Via Claudia, Via Rita und Cane Trippa. Als wir uns in der dritten Seillänge befinden füllt sich langsam der Felsfuß unter uns. Hah! Der frühe Vogel fängt den Wurm! Fünf Stunden später treffen sich vier glückliche Seilschaften im Cafe am Parkplatz. Wir berichten von unseren Touren und vergessen die Zeit.... mal wieder. Das Essen schmeckt auch ungeduscht und glücklich philosophieren wir weiter über unser Tagwerk.
Tag fünf beginnt zäh... langsam machen sich die kurzen Nächste und die harten Betten bemerkbar. Wir fahren nach MASSONE. Alle schlafen. So ruhig war es noch nie im Bus. Am Felsfuß wird heute nicht nur die Hängematte als erstes aufgebaut, einige legen sich auch erst mal für ein Nickerchen rein, bevor überhaupt an Klettern gedacht werden kann. Auch Bäume eignen sich zum schlafen wie Johanna uns beweist... alles bequemer als das Brett, das ihre Matratze darstellt... Endlich kann guten Gewissens von „rumpimmeln“ gesprochen werden! Dann geht’s los. Voller Motivation scheitern wir alle an der gleichen Route. Ist wohl nicht unser Tag. Vielleicht besichtigen wir lieber Arco. Kletterer beim Schaufenstershopping sind überragend lustig! Ein Eis, eine Pizza und einen Kaffee später fühlen wir uns wie echte Urlauber. Endlich sind wir mal gut in der Zeit. Wir steigen ins Auto und starten in Richtung Hotel. Selbst ein kurzes Bad im Gardasee sollte noch drin sein. Apropos Bad, da ist ja noch das Schlauchboot im Kofferraum. Johanna und Matthias sind begeistert und kaum noch zu bremsen.
Wieder kommen wir fast zu spät zum Abendessen. Wer hätte das gedacht! Nach einem letzten Vereinsabend auf der Panoramaterrasse fallen wir unglücklich in unser unbequemes Bett. Der Urlaub ist viel zu schnell vorbei gegangen.
Danke an Friedrike, Johanna, Matthias, Hartmut, Wolfi und Oli für die tolle Zeit. Außerdem geht ein besonderer Dank an Hartmut, der die Auswahl der Klettergebiete getroffen hat und Matthias, der den Vereinsbus souverän über die italienischen Bergstraßen und engen Innenstädte bugsiert hat.