DAV Nagold auf “wilder“ Tour durchs Kaiser-Gebirge
Am Mittwoch, den 29.07 war eine 6-köpfige Gruppe - Verena, Jutta, Adelheid, Sarah, Willy und Jürgen unter Tourenleiter Stefan Katz ins Abenteuer “Wilder Kaiser“ gestartet. Um 8.00 Uhr ging es mit zwei Fahrzeugen auf die A81 und weiter auf der A8.
An der Raststätte Gruibingen wurde eine kleine Kaffeepause eingelegt, danach frisch gestärkt weiter bis nach Kufstein. Jedoch musste vorher noch ein Stau aufgrund eines Unfalles am Irschenberg abgewartet werden. Um 13.30 Uhr wurde der Parkplatz “Kaiseraufstieg“ im Ortsteil Ebbs nach ca. 370 km auf einer Höhe von 512m erreicht. Nachdem alle Ihre Bergschuhe angezogen und die schweren Rucksäcke geschultert hatten, wurde ins idyllische Kaisertal hoch marschiert. Hier mussten aber zuerst knapp 300 Stufen überwunden werden, bevor es auf dem Forstweg weiter ging. Vorbei am Gasthaus Veitenhof und dem Pfandlhof immer weiter den Kaisertalweg hoch bis zum heutigen Tages- und auch Übernachtungsziel, dem Anton-Karg-Haus im Hinterbärenbad auf 829m. Zuerst hatten sich einige noch ihre Wanderfüße im frischen Kaiserbach abgekühlt, bevor die Zimmer bezogen wurden. Nach einem leckeren Abendmenue wurde auf der Landkarte die Tour für die nächsten Tage durchgesprochen.
Nach dem Frühstück wurde bei schweißtreibender Hitze der Anstieg zum Stripsenjochhaus gestartet.
Langsam den Bergwald hochschraubend konnte die nächste spektakulär auf dem Bergsattel gelegene Unterkunft auf 1580m gesichtet werden. Da die Bergsteiger etwas zu früh zum einchecken da waren, wurde im Schatten einiger Latschen eine kleine Siesta eingeschoben. Für den Rest des Tages stand die Besteigung des Hunds- und Stripsenkopfes über drei Übungs-Klettersteige auf dem Programm. Von den KS-Schwierigkeitsklassen A-E war alles möglich! Oben am Gipfel auf 1807m konnten die Sportler in einem kleinen Pavillon die tolle Rundumsicht in den Zahmen- und Wilder Kaiser genießen. Über den Panorama-Steig und wieder ungewöhnlich heißen Temperaturen ging es zurück zum Stripsenjochhaus.
Ein phantastischer Sonnenuntergang hat den erlebnisreichen Tag abgerundet, nachdem ein 3-Gänge-Abendessen serviert wurde. Für den Freitag stand eine anstrengende Tour auf die “Hintere Goinger Halt“ im Touren-Plan. Das Kaiser-Wetter passend zum Gebirge, lies die Truppe zuerst nochmals ca. 150 Höhenmeter absteigen, bevor es über den Eggersteig und der Steinernen Rinne hoch zum Elmauer Tor auf ca. 1981m ging. Über teilweise gesichertes und auch ungesichertes Felsgelände und unzählige Serpentinen wurde gegen 11.00 Uhr die Abzweigung hoch zur “Hinteren Goinger Halt“ erreicht. Ein paar Gemsen hatten es sich im Schutt-Kar bequem gemacht und uns augenscheinlich genüsslich beobachtet. Am Elmauer Tor wurde ein Rucksack-Depot eingerichtet, so dass der Aufstieg zum Gipfel auf 2195 m mit leichtem Gepäck und etwas Schrofen-Kletterei so gegen Mittag bezwungen wurde. Nun konnte die bekannte “Kletter-Prominenz“ mit “Predigtstuhl“, “Totenkirchl“ und “Fleischbank“ in direkter Nachbarschaft bewundert werden. Auch der höchste Kaiser-Gipfel, die “Elmauer Halt“ lugte nun oben über den Karlspitzen hervor, unser morgiges Highlight! Um 12.45 Uhr wieder zurück am Rucksack-Depot, den Abstieg vom Elmauer Tor hinab vor Augen, musste über rutschiges Gelände bis zum Jubiläums-Klettersteig konzentriert abwärts gestiegen werden. Der Jubiläums-Klettersteig ist eine tolle Verbindungs-Querung rüber zur Gruttenhütte auf 1620m. Nicht sehr schwer, aber spannend in die tolle Felslandschaft eingefügt. Um ca. 15.30 Uhr konnte auf der Terrasse der Gruttenhütte ein Radler oder Kaffee mit Kuchen genossen werden. Nach Corona- und Bettwanzen-spezifischer Aufklärung durch die Hüttenwirtin wurde unser 8-Bett-Zimmer bezogen. Das Abend-Menue lies keine Wünsche offen und ein Rettungs-Hubschrauber-Einsatz der Bergwacht direkt in Sichtweite der Terrasse sorgte für Aufregung bei allen Bergsteigern vor dem zu Bett gehen. Ein Wanderer scheint in dem von uns zuvor begangenen Jubiläums-Klettersteig sich verletzt zu haben, jedoch anscheinend (hoffentlich) nicht zu schwer. Vor dem Sonnenuntergang wurde noch der Aufstiegsweg zur “Elmauer Halt“ in “life“ begutachtet. Wieder bei bestem Wetter und nach gutem Frühstück steht heute die “Königs(Kaiser)-Etappe“ an. Gestartet wurde um kurz nach 7.00 Uhr und gut eine Stunde Zustieg und 200 Höhenmeter bis zum eigentlichen “Gamsänger-Klettersteig“ standen noch bevor. Ab und zu lies sich noch etwas Schatten erhaschen, doch nach Beginn des Klettersteigs waren alle beim kraxeln der direkten Sonne bis zum Gipfel ausgesetzt, was regelmäßiges eincremen und trinken notwendig machte. Der Steig wechselt von versicherten Steilstufen mit leichter Schrofen-Kletterei im oberen ersten Grad ab. Nach weiteren knapp 200 Höhenmetern kam die “Jägerwandtreppe“ in Greifweite. Auf über 70 Stahlbügeln wird eine Steilstufe überwunden, bevor die DAV-Truppe wieder ein Rucksack-Depot an der “Roten-Rinnscharte“ auf 2099m eingerichtet hatte. Jetzt ging es ans eingemachte, denn nochmals ca. 300 Höhenmeter über nur wenig gesicherte aber ausgesetzte Passagen mit der KS-Schwierigkeit B-C und Kletterei im 1+Grad standen an! Gegen 11.15 Uhr waren die Nagolder Gipfelstürmer am höchsten Punkt des Kaiser-Massivs auf 2340m angelangt! Die Aussicht auf die Hohen Tauern mit dem Großglockner und dem Großvenediger waren Belohnung für einen anstrengenden spektakulären Aufstieg. Eine leicht überhängende Leiter im Abstieg durch einen kleinen Canyon war aber noch zu bewältigen. Am Rucksack-Depot angekommen wurde vor dem weiteren Abstieg durch die Rote Rinnscharte noch eine kleine Brotzeit eingelegt, denn es waren nochmals 1200 Höhenmeter bis zum Anton-Karg-Haus ab zu klettern! Schon der Übergang zum Einstieg war sehr heikel im abschüssigem Schutt! Der Steig war leider nicht mehr im besten Zustand und einige sehr steile Passagen mussten mit zusätzlicher Seilsicherung überwunden werden, was den Adrenalinspiegel etwas ansteigen lies. Aber Stefan Katz in seiner unnachahmlichen ruhigen und besonnenen Art lies wie gewohnt keine Panik aufkommen! Über kleine Schneefelder und Plateaus arbeiteten sich die Bergsteiger stetig nach unten, bis gegen 19.30 Uhr das Anton-Karg-Haus erreicht wurde. Nun galt es beim letzten Abendessen alles nochmals gemeinsam erlebte Revue passieren zu lassen. Nach einer mehr als verdienten Dusche und dem einen oder anderen Radler fielen alle hundemüde in ihre Betten. Da für den nächsten Tag ab ca. 10-11.00 Uhr Regen angesagt war, wollte man so früh wie möglich los, um beim Abstieg nach Kufstein nicht doch noch unnötig nass zu werden. Mit 2 Std. Abstiegszeit waren die Nagolder DAV´ler aber rechtzeitig vor Regenbeginn wieder am Kaiser-Parkplatz. Im Gasthaus “Basislager Harmonie“ direkt am Parkplatz lies man gemeinsam bei einem Kaffee die Tour ausklingen. Nachdem alle ihr Gepäck verstaut und die Bergschuhe gegen bequemere gewechselt hatten, wurde die Heimreise angetreten. Für einen allerletzten Zwischen-Stop wurde an der Raststätte “Seligweiler“ Halt gemacht, bevor am frühen Abend die Heimat alle wieder in Empfang nahm. Herzlichen Dank an die wie immer ausgefeilte Tourenplanung von Stefan Katz und auch großen Respekt an alle dabei gewesenen Mädels. Nicht nur dass jeder/jede ca.11-12 kg Marschgepäck 5 Tage mit sich herum schleppte, sondern auch die Kletterfähigkeiten aller Teilnehmer/innen vorbildlich waren! Bei sehr hohen Temperaturen hatten trotzdem alle die notwendige Fitness für dieses Berg-Abenteuer. Eine tolle harmonische Gruppe, genau so, wie man das in den Bergen braucht! Denn mit einer Gesamtstrecke von 35,3 km und 3189 Höhenmeter im Auf- und Abstieg war diese Tour definitiv kein Spaziergang!