Haute Route die Zweite 16.-20.08.23

Die anspruchsvollste und anstrengendste Etappe der Haute Route liegt vor uns.

Das zeigte sich bereits beim Hüttenzustieg, 1400 steile Höhenmeter von Bourg-St-Pierre hinauf zur Cabane de Valsorey gehen ganz schön auf Pumpe und Knochen. Aber die Mühen werden oben reich belohnt, die Hütte steht in großartiger Aussichtslage gegenüber der gesamten Mont-Blanc Gruppe.

Die Hüttenwirtin Isabell empfängt uns herzlich mit ihrer Damenmannschaft. Wieder eine hohe Hütte, die ausschließlich von Frauen bewirtschaftet wird, für Männer ist dieser Job wohl zu hart. Unsere Begeisterung lässt etwas nach, als uns Isabell erklärt, dass es bei ihr um 3:00 Uhr Frühstück gibt und sie uns einen sehr frühen Aufbruch auch dringend empfiehlt.

So sind wir dann in finsterer Nacht um 4:30 Uhr unterwegs Richtung „Col du Metein“, unser höchster Punkt auf 3609m. Die Orientierung ist zunächst durch viele Steinmänner recht einfach, das ändert sich kurz unterhalb des Jochs. Hier gibt es weder Wegspuren noch Markierungen, offensichtlich ist ein Stück des Wegs weggebrochen. Zum Glück ist es inzwischen hell und wir können uns erfolgreich durch diese Geröllwüste kämpfen.

Der erste Übergang zum Eis geht überraschend gut, aber kurz darauf wird es spannend. Der Gletscher wird immer steiler bis ein Weitergehen nicht mehr möglich ist. Zudem lauern unten steiles Felsgelände und eine offene Randkluft, also abseilen! Nachdem ich alle abgelassen habe, muss ich selbst auch noch runter, daher steckt meine Eisschraube immer noch (und wohl für alle Zeiten) dort oben. Danach gehts über den „Glacier de Corbassiere“ flott voran, immer unterhalb des gewaltigen Massivs des Grand Combin. Nachdem die Steilstufe unerwartet gut zu überwinden war zeigt der Gletscher im unteren Teil seine Zähne. Und doch finden wir eine Rampe, die uns recht sicher durch dieses Spaltenlabyrinth leitet. Bis kurz vor dem flachen, unteren Gletscherteil, wo der Gletscher nochmal extrem steil abbricht. So steckt also eine zweite Eisschraube für immer im Glacier. Die letzte Tücke des Tages ist es, den Übergang zum Felsgelände zu finden, offenbar hat man versäumt, die Markierungen der Gletscherschmelze entsprechend nach unten zu erweitern. Doch auch das schaffen wir und so treffen wir um 18:30 Uhr erschöpft aber glücklich an der „Cabane FXB Panossiere“ ein, 14 Stunden nach dem Aufbruch! Isabell hatte recht uns so früh fort zu schicken. Unsere Begeisterung für sie wird noch größer als wir erfahren, dass sie angerufen hat um sich zu erkundigen, ob wir gut auf der zweiten Hütte angekommen sind.

Der nächste Tag bringt noch einen Aufstieg über 200 Höhenmeter zum „Col des Otanes“ und einen langen (Wander-) Abstieg zur Staumauer des „Lac de Mauvoisin“, wo unsere Haute Route beim nächsten Mal weiter geht, allerdings erst 2025.