Eis- und Gletscherkurs am Großglockner
„Wer ins Hochgebirge geht, sollte wissen, was er/sie tut.“ Mit diesem Anspruch begaben sich 7 motivierte Teilnehmende auf die Reise auf zur Stüdlhütte (2.802m) am Großglockner, um unter Anleitung der beiden Trainer Sven Rahlfs und Matthias Seeger, des DAV Nagold, das Handwerkszeug für das Hochgebirge zu erlernen.
Mit steigender Höhe und steigenden Ambitionen nehmen in den Bergen auch die alpinen Gefahren zu, mit denen man sich als Bergsteiger(in) beschäftigen darf. Neben Gletscher-Themen werden durch den Klimawandel aber auch immer mehr Inhalte wie Klettersteig relevant – das sollten neben allgemeinen Tourenthemen wie Wetter, Orientierung und alpinen Gefahren die Inhalte in Theorie und Praxis für das verlängerte Wochenende des Eis- und Gletscherkurses des DAV Nagold sein.
Donnerstagmorgens ging es in aller Frühe mit dem neu erstandenen Vereinsbus los nach Österreich. Der 9-sitzige Bus mit extra großem Kofferraum bietet den Tourenteilnehmenden die Möglichkeit bequem alles Gepäck für die Tour unterzubekommen, ohne Taschen auf dem Schoß transportieren zu müssen. Auch das Gruppengefühl wurde direkt mit der Anfahrt gestärkt – ein großer Pluspunkt für die gemeinsame Anreise, die gleichzeitig noch das Optimum unter ökologischen Aspekten darstellt. Dieser Bus steht den DAV-Nagold Mitgliedern von nun an für Touren zur Verfügung.
Der Aufstieg führte über Wirtschaftswege vorbei an Hütten und dann über alpine Wanderwege und Schneefelder hinauf zur Stüdlhütte (2.802m), die für die nächsten 3 Nächte die Ausbildungs-Basis für die Gruppe sein sollte. Nach Bezug der Lagerbetten und kurzem Einfinden auf der Hütte gingen die beiden Tourenleiter mit der Gruppe die Planung für die nächsten 3 Tage durch, um anschließend das großzügige 3-Gänge-Hüttenabendessen zu genießen – das jeden Bergsteigenden satt machte.
Der folgende Ausbildungstag führte nach einem Brainstorming zu alpinen Gefahren auf den Gletscher Teischnitzkees, auf dem ausgiebig das Thema Spaltenbergung auf dem Programm stand, das in verschiedenen Konstellationen und Varianten den Teilnehmenden v.a. in der Praxis näher gebracht wurde. Übung und Routine sind für solche Notsituationen elementar, um im Falle des Falles schnell und richtig zu handeln. Am Nachmittag zurück auf der Hütte wurden die Suppen- und Kuchen-Leckereien der Stüdlhütte verkostet, um anschließend noch Theorieinhalte zu Wetter und Tourenplanung zu besprechen – wichtige Themen für das Bewegen im Hochgebirge.
Die Übungstour am zweiten Ausbildungstag startete mit dem korrekten Abfangen von Stürzen und Rutschen in Schneefeldern in verschiedenen Varianten – vom Ausrutschen beim Bergaufgehen bis zum Stolpern mit Kopf-über-Bergabrutschen. Mit dem Erlernen und Üben der richtigen Tritttechnik kann hier bereits viel vermieden werden. Über den Ködnitzkees ging es dann weiter zum Klettersteig am Fuße der Erherzog-Johann-Hütte. Durch den Rückgang der Gletscher in den Alpen werden immer mehr dieser versicherten Steige eingerichtet. Daher widmete sich eine Theorie- und Praxiseinheit dieser Ausbildung auch diesem Thema. Der Vorteil von zwei Trainern machte sich hier wieder voll bemerkbar: während einer die Technik im Klettersteig erklären und vorführte, konnte der zweite mit dem Blick von hinten auf die Gruppe immer wieder Tipps und Tricks an die ambitionierten Bergsteigerinnen und Bergsteiger weitergeben und auch alpine Gepflogenheiten wie das „Bergauf hat Vorrang“ vermittelt werden. Nach einer kurzen Einkehr auf der Erzherzog-Johann-Hütte (3.454m) und etwas schlechter werdenden Sicht wurde dennoch der Wunsch nach Erreichen der 3.500m Marke laut – weswegen die Gruppe dann noch bis zum Fuße des Gipfelanstieges zum Großglockner aufstieg. Die Erklimmung des Gipfels stand für die Ausbildungstour nicht im Fokus, was zeitlich den Lerninhalten Zugute kam. Zurück auf der Stüdlhütte stand nochmals das Wiederholen der Spaltenbergung und das Abseilen am Berg auf dem Programm. Beim Abendessen wurde sich dann nochmals fleißig über mögliche Touren für die frisch ausgebildeten Bergsteiger unterhalten – hier konnten die beiden Tourenleiter aus der Erfahrung heraus einige lohnende und zu den Fähigkeiten passende Ziele weitergeben.
Über das Wochenende hat sich das Wetter bis zum Abstieg sehr gut gehalten – hier verabschiedeten das Großglocknergebiet die Gruppe mit etwas Regen. Auf dem Abstieg gönnten sich die Bergsteigerinnen und Bergsteiger noch einen traditionellen Kaiserschmarren und resümierte nochmals die vergangenen Tage – sehr positives Feedback erfreute die Trainer des DAV Nagold und natürlich auch die Teilnehmenden, die nun mit viel Erkenntnissen und Dazugelerntem in neue Bergabenteuer starten können.